Digitaler Besitz: Lizenzmodelle im Visier

Markus „Notch“ Perssons aktueller Einwurf richtet sich direkt gegen die gängigen Vertriebsmodelle großer Plattformen wie Steam. Spieler erwerben dort keine dauerhafte, unantastbare Kopie eines Spiels – sie erhalten lediglich eine Lizenz zur Nutzung. Und diese kann vom Publisher jederzeit entzogen werden. Bei Serverabschaltungen sind viele Online-Games plötzlich nicht mehr spielbar – sie sind schlicht verschwunden.

Lizenz ist nicht gleich Besitz

Genau an diesem Punkt setzt Notchs Kritik an:
Wer Spielern nur ein Leihrecht oder eine Art Abo-Modell verkauft, sollte nicht moralisch auf Piraterie zeigen. Besitz bedeutet, dauerhaft über ein Produkt verfügen zu können. Wird das nicht garantiert, verschwimmen die Grenzen zwischen einem legalen Kauf und einer Raubkopie.


Notchs Lösung: Server-Software veröffentlichen

Ein spannender Aspekt ist Notchs Antwort auf die Frage, was Entwickler tun sollten, wenn sie ihre Server abschalten wollen. Seine knappe, aber deutliche Reaktion:

„Just provide server software.“

Mit anderen Worten: Gebt den Spielern die Möglichkeit, das Spiel selbst zu hosten.

Diese Forderung findet in der Community viel Zustimmung – dürfte bei Publishern jedoch auf Widerstand stoßen. Denn sie würde den Wert von Online-Diensten und an Serverbindung gekoppelten Geschäftsmodellen deutlich schmälern.


Kontroverse: Fortschrittlich oder fahrlässig?

Notchs Aussagen spalten die Branche:
Für die einen ist er ein Verfechter von Konsumentenrechten – wer ein Spiel bezahlt, soll es auch dauerhaft nutzen dürfen. Andere hingegen sehen darin eine Verharmlosung von Urheberrechtsverletzungen und eine Gefahr für die wirtschaftliche Grundlage der Spieleentwicklung.

Doch das Beispiel Minecraft zeigt: Selbst bei hoher Piraterate kann ein Spiel erfolgreich sein – wenn es qualitativ überzeugt und eine starke Community bindet. Für Notch ist das ein Beweis, dass Vertrauen wichtiger ist als Kontrolle.


Fazit: Eigentum oder Lizenz?

Markus Persson bringt mit seinem Kommentar eine unbequeme Wahrheit ans Licht:
Täuscht das heutige Digitalvertriebsmodell seine Kunden?

Sein Vorschlag, die Server-Software freizugeben, geht über ein rein technisches Argument hinaus. Er stellt die grundsätzliche Frage: Was bedeutet digitaler Besitz?

Solange Spieler nur Zugang statt Eigentum erwerben, bleibt der Kampf gegen Piraterie widersprüchlich. Denn:

Wer nichts besitzt, kann auch nichts stehlen.